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Friday, 24 June 2011

Culture & Medicine in Nepal:The Resaissance of Shamanism (Satis Shroff)

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Culture & Medicine in Nepal:The Renaissance of Shamanism
                                                 (Satis Shroff, Freiburg)

Der Schamanismus erlebt gegenwärtig weltweit eine Renaissance und tritt in der unterschiedlichsten Form in Erscheinung. Er lebt wo er ursprünglich ein Teil der Volkskultur war. Er ist für solche Völker ein wichtiger ideologischer Grundpfeiler der Wiedergeburt ethnischen Bewußtseins wie man es bei den Tamang- und Magarvolk in Nepal sieht. Andererseits ist in den Städten ein sehr gegenwartsbezogener, moderner, urbanisierter Schamanismus im Entstehen begriffen. Dieser erneuerte Schamanismus stellt der egoistischen, geradezu besessen materialistischen Kultur unserer Zeit erfolgreich eine offenen altruistische Ideologie entgegen, die alternative Lebensweisen, unentgeltliche Selbsttherapie und weitere positive Lebensprogramme anbietet. Der Schamanismus ist eine lebendige Realität nicht nur in Nepal sondern überall auf der Welt. Es sind ganz alltägliche, in Armut lebende Menschen, die sich neben anderem Broterwerb auch mit dem Heilen befassen. Schamanismus ist in allen Bereichen des alltäglichen Lebens spürbar gegenwärtig. Der Schamanismus der Nordliche Magar, der Tamangs ist selbst Alltag und unterscheidet nicht zwischen profan und sakral. Im Verlauf einer schamanistische Seance wird gelärmt, gelacht, geschäkert, gegessen, geraucht, und getrunken wie bei jeder anderen geselligen Zusammenkunft auch.

Die moderne westliche Medizin verliert mit seinen auf einzelne Körperorgane spezialisierten Diagnose- und Behandlungstechniken leicht die ökologische Einbindung des Menschen aus dem Blick. Neben diesem technologischen und Gerätemedizinkonzept gibt es verschiedene Deutungs- und Bewertungsmuster psychosomatische Beschwerden mit entsprechenden Behandlungsempfehlungen. Diese Zersplitterung ist auch Ausdruck eines Verlustes an kulturell-gesellschaftlich geteilten Vorstellungen über den Sinn von Krankheit und Tod im Leben jedes Individuums.

Ausführliche dargestellt werden in diese Arbeit die verschiedenen Vorstellungen über die Entstehung von Krankheit und verschiedene Heilverfahren. Eine wichtige Rolle spielt dabei magische and religiöse Vorstellungen und Praktiken, wie boksa und boksi Phänomen, Zauberei und Besessenheit durch böse Geister oder Götter als Ursachen von Krankheiten. Hinzu kommen die Krankheitsverhalten der Betroffene sowohl unter ausländische Klienten (Patienten) als auch in Nepal. Während die Bewohnern des Hügelgebietes von Nepal fast ausschließlich vertrauen in den traditionelle Heiler wie Jhakri, Dhami, Bijuwa, Lama, Bongthing etc. haben, und nur gelegentlich zu den Health Posts und Krankenhäuser wegen medizinische Behandlungen wagen, stehen die Städtischen Bevölkerung in dem Spannungsverhältnis zwischen westlicher und traditioneller Medizin.

In der schamanistischen Kosmologie ist das Universum dreigeteilt: es gliedert sich in eine obere, eine mittlere und eine untere Welt. Dieses dreifach strukturierte Weltmodell zeigt sich in den bildlichen Darstellungen der Schamanentrommeln. Der Naturheiler kennt die Krankheitsvorstellungen der Nepalesen genau und ist ein Schaman, der in Trance fällt und durch dessen Körper Stimmen sprechen, die ihm erlauben, Krankheiten zu diagnostizieren und manchmal zu heilen.

Die Grundlage für das Dhami-Jhankritum[1] in Nepal besteht aus dem Glauben an mächtige unsichtbare Kräfte, deren unkontrolliertes Eindringen in unsere sichtbare Welt Unordnung bringt. Dieses Eindringen unsichtbarer Kräfte führt zu Krankheit, Unglück oder Schwierigkeiten in den menschlichen Beziehungen, ähnlich wie bei den südeuropäischen Völkergruppen. Die WHO postuliert schon seit vielen Jahren die Inkorporation traditioneller Heilmethoden in den modernen Gesundheitsdienst in den Entwicklungsländern. Diese Schritt ist nötig, weil die ärztliche Versorgung sonst nicht möglich wäre.

In seinem Buch „Asian Drama“ schlägt Gunnar Myrdal[2] vor „Da einheimische medizinische Heiler weiterhin für die medizinische Versorgung der Ländliche Bevölkerung zuständig sein wird auch in der Zukunft, es wäre Ratsam, wenn die Gesundheitsverwaltung solche Heiler ein bißchen Instruktionen über westliche Medizin mitgeben würden. In Anbetracht deren vertrauensvollen Position in den ländlichen Gebieten (unter den einfachen Leuten) würden einheimische Heiler, die ein wenig Ausbildung in westliche Medizin bekamen, eine wichtige Rolle spielen in verschiedene  Gesundheitsprogramme die jetzt schön in Gange sind in ländliche Gegende.“  Myrdal versucht noch mal in weiterem Kontext die Sachlage durch den Augen des Patienten zu sehen. Er sagt, daß obwohl einheimische Medizin verschlechtert ist und geringe bis keine offizielle Unterstützung, es hat trotzdem an seiner Attraktivität, unter den ärmeren Bewohnern nicht nur in den Dörfern sondern in den Städten, nicht verloren.

Ein Grund warum das so ist, liegt darin, daß die traditionellen Heiler die Patienten von ihre Familien nicht trennen während der Behandlung. Sie Behandeln die Patienten mit ihren eigenen Händen und nicht über Krankschwestern oder Pflegern und andere Paramedizinische Personal. Die traditionelle Heiler sind jederzeit einsatzbereit und sagen nie, daß sie von der Krankheit nichts wissen. Während der westliche Arzt versucht die Ursache von einem Krankheit zu behandeln, konzentrieren sich die Dhamis und Jhakris an den ganzen Patienten und versuchen die Verursacher der Krankheit zu heilen bzw. eliminieren, was meistens mit übernatürliche Kräfte zu tun hat.

Spannungsfeld von Kultur, Medizin und sozial Gegebenheiten

Die WHO Ansatz traditionelle Heiler in einfachen Methoden wissenschaftlich-medizinischer Diagnose und Behandlungsform zu schulen ist von besonderer Bedeutung. Eine Schwierigkeit dabei besteht darin, daß es sich bei den Jhakris, Bijuwas, Dhamis etc. um Analphabeten handelt. Es können manchmal Probleme in ihrem Widerstreben, sich zu organisieren geben, und deswegen ein geordnetes Ausbildungssystem erschwert würde. Zum anderen gibt es auch keine Möglichkeit die traditionelle Heiler nach Heilfähigkeiten einzustufen. Auf der andere Seite kann man die traditionelle Heiler nach deren Lernfähigkeit einstufen.

Im ländlichen Gegend Nepals wird die westliche Medizin als eine Alternative Medizin empfunden, da die ancient ayurvedische und tibetische Medizin sich lange etabliert waren, bevor der weiße Mann nach Nepal kam mit seiner naturwissenschaftliche Wissenstheorien. Daher ist der Schritt zum modernen Ärzte voller Angst und Ehrfürcht vor hypodermische Spritzen, Geräte aus Chrom und Stahl und bewegende Teile vollgestopft mit Mikroelektronik. Zum Beispiel als Dr. med. Basanta Shrestha nach einem Medizinstudium in Freiburg nach Nepal ging und ein Ultraschallgerät in Thamel (Katmandu) in seinem Praxis einführte, würde er sofort als ‘der Videodoktor’ bekannt, weil für den Nepalesen TV und Video ein Begriff war womit sie umgehen konnten, und meinten, daß der Arzt mit dem „Video“ alles gehen konnte, was natürlich ein Irrtum ist. Erwartungsgemäß suchen die meisten Patienten zunächst traditionelle Heiler auf.

Es mag sein, daß die staatliche Ausbildung die guru-chela (Lehrer-Lehrling)-Beziehung erheblich gefährden würde, aber wenn der traditionelle Heiler (Schamane) dadurch die Möglichkeit bekommt seine therapeutische Methoden zu erweitern und sogar seine finanzielle Status zu verbessern, wäre das vielleicht ein Pluspunkt für ihm in seiner kargen Dorfgesellschaft. Es gibt hinreichende Modelle (z.B. aus dem Nachbarstaat Tibet / China, wo Ärzte und traditionelle Heiler zusammenarbeiten und sich gegenseitig ausbilden.

Der Arzt hat sich bei der medizinischen Versorgung lange auf die Mitarbeit anderer verlassen. In früheren Jahrhunderten waren es der Apotheker, der seine Rezepte vorbereitete, und in jüngere Zeit ist dies die Krankenschwester bzw. Pfleger, die oder der seine Patienten pflegt, wenn er mit anderen Dingen beschäftigt.

Sogar die Ärzte müssen die Fähigkeit entwickeln von den traditionellen Heilern zu lernen und ihre ablehnende und arrogante Haltung zu ändern, denn auch die traditionelle Heiler haben jahrelange mühevolle Lehrzeiten hinter sich um den berufene schamanistische Berufe zu erlernen. Warum sollte ein Kranker erst sein Heimatdorf verlassen, um zu einem Arzt zu reisen, wenn dieser die psychosozial motivierte Krankheiten gar nicht heilen kann, und die Patienten sowieso zu den Jhakri zurückkehren müssen? Es gibt hinreichende Modelle zum Beispiel aus dem Nachbarstaaten  Tibet bzw. China, wo Ärzte und traditionelle Heiler zusammenarbeiten und sich gegenseitig ausbilden, auch für die Jhakri im Dolakha Distrikt und anderswo in Nepal weiter zu verfolgen. 

Die psychosoziale motivierte Krankheiten können am besten von den dörflichen traditionellen Heilern behandelt werden, weil sie die psychosoziale Problemen der Dorfgemeinde am besten kennen und für ihre Patienten täglich vorhanden sind. Psychosoziale Konflikte in den nepalesischen Familie können auch verursacht werden durch Überforderung in der Ausbildung und Beruf, schlechter außen Einfluß insbesondere bei Alkoholismus (nicht nur unter der Matwali-jat, sondern auch unter den urbanisierten Bahuns und Chettris der höhere Kasten) und eine falsche frühere Diagnose und Behandlung.

Nach eine Untersuchung von Heinz Böker[3] die Möglichen Ursachen für die Auslösung der Krankheit in Nepal wurden vor allem im Vorhandensein “familiärer Konflikte gesehen. Im einzelnen wurden Ehekonflikte, Konflikte mit den Eltern oder Schwiegereltern, Trennungen und Tod naher Angehörigen, Vernachlässigung, Kinderlosigkeit bzw. Fehlgeburten genannt“.

In Nepali Familien kommt es auch vor, daß die Störung der Kommunikation mit dem Patienten innerhalb der Familie, verbunden mit unverständlichem, zum Teil aggressivem und autoaggressivem Verhalten, wesentliches Motiv für die Familien war, stationäre psychiatrische Hilfe zu suchen. Die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit (zur innere wie zur Außenwelt) stellt sich als wesentliche therapeutische Aufgabe, sowohl in den westlichen als auch in den Entwicklungsländern, trotz vorhandene sozio-kulturelle Unterschiede. Böker meint dazu, daß „deren Bewältigung ist gebunden an eine „Übersetzungsarbeit“, die die kulturell verankerten Deutungsmuster respektiert. In diesem Prozeß nimmt die Sensibilität des Behandlers für die individuellen Modifikationen kulturell vorgegebener Sinngebungen zu.“ 

Nachuntersuchungen psychiatrisch behandelter Patienten ergaben[4], daß zahlreiche Patienten die Behandlung vorzeitig abbrachen. Vor diesem Hintergrund möglicher Kommunikationsstörungen in der Arzt-Patient-Beziehungen gewinnt die Untersuchung  der Krankheitskonzeption der Patienten und ihrer Angehörigen eine wichtige Bedeutung. 

Das Ergebnis einer von der United Mission to Nepal erstellte Studie über die psycho-soziale Situation der nepalischen Mutter wurde auf einem Symposium vorgestellt. Der Forschungsbereich umfasste Dörfer im Solukhumbu-Distrikt und die Stadt Katmandu und konzentrierte sich auf fünf ethnische Gruppen (Brahmanen, Chhetris, Sherpa, Tamang, Rai und Newar). Es zeigte sich, daß 56,9% der Mutter schlecht wohnen. 52,3% leben in Zweiraumhäusern und 33% haben keinen Besitz. Das durchschnittliche Heiratsalter liegt zwischen 15 und 19 und 22,8% hatten keinen Sohn. 68,8% der Ehemänner tranken. 41,7% der Mutter litten an Depressionen und in 44,2% der Ehen herrschte Mißstimmung, in 7,4% schwere Zerrüttung.

 Ärzte sind rar in den Hügelgebieten Nepals. Die traditionellen Heiler sind sogar mehrere Tagesmärsche unterwegs um Verwandte und andere Patienten zu behandeln, zu denen sie gerufen werden. Es bleiben der nepalesische  Regierung und den zuständigen Gesundheitsbehörden kaum mehr zwei Jahre, um das utopische Ziel „Gesundheit für alle im Jahr 2000“ zu verwirklichen. Vor nicht allzu langer Zeit hat das Gesundheitsministerium allen Medizinern, die ihm unterstehen, neue Richtlinien übermittelt. Darunter war auch die, daß der ländlichen Bevölkerung, als die Mehrheit der Nepalis, für gewisse Zeiten medizinischer Dienst zu leisten sei. Die große Mehrheit der ländlichen Bevölkerung wartet, trotz vergangener und gegenwärtiger Bemühungen der Regierung, noch immer auf das Schicksalsjahr 2000, obwohl es jetzt 2005 ist.

In den nepalesischen Medien [5]war zu lesen, daß im Distriktzentrum von Salyan, Khalanga, keinen einzigen Arzt gibt und daß, die Patienten gezwungen sind, sich von wenig qualifizierten Heilgehilfen, die das Krankenhaus bevölkern, behandeln zu lassen (ohne Gewähr versteht sich). Da solche Zustände in einem Distrikt-Krankenhaus herrschen, das von den Medizinalbehörden als „nicht entlegen“ eingestuft wurde, fragt man sich, wie es dann wohl in den Krankenhäusern und Gesundheitsposten sein wird, die als „entlegen“ und „sehr entlegen“ gelten. Diese Meldung von den fehlenden Ärzten und Schwestern ist keineswegs die erste oder einzigen Fall. Die Gesundheitsbehörde denkt über die Gründe nach. Der Enthusiasmus des medizinischen Personals turnusmäßig auf ländlichen Posten zu arbeiten verschwindet. Und die Landbevölkerung warten immer noch auf die versprochene medizinische Grundversorgung.   

Auf der andere Seite müssen die traditionellen Heilern lernen, wenn sie einen ‘bösen Geist’ nicht bewältigen können, ihren Patienten zu wissenschaftlich geschulten Medizinern schicken, die den ‘bösen Geist’ dann ‘Krankheit’ nennen und mit Medikamenten oder Operationen behandeln. Die Ärzte müssen auch lernen, wenn sie mit den Symptomen einer Krankheit nicht erfolgreich diagnostizieren und behandeln können, ihre Patienten zu den traditionellen Heilern zu überweisen, die dann mit dem Verursacher der Krankheit, einer unsichtbaren Kraft, die in die sichtbare Welt eingreift, über deren Rückzug verhandelt.

Die symbolische Heilungsthese sagt, daß der Schaman rituelle Heilung macht, durch die Manipulation von symbolischen Kategorien die einen Patienten definieren. Desjarlais[6] ist der Meinung, daß ein Schamans Riten Funktionen um hauptsächlich eine Änderung der Gefühle (sensorische) des Patienten hervorzubringen und er plädiert für eine Ethnologie der taktile, viscerale und das Ungesprochene. 
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Aus eigene Erfahrungen in Nepal und Deutschland:
-         Bei nepalesische und kosovoalbanische Asylbewerbern (Kriegsfluchtlinge) in Ausländerwohnheim St. Christoph (Freiburg)
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Heimweh: Daß Menschen, die entfernt von der Heimat leben, leiden, wurde schon von dem griechischen Arzt Hypokrates beobachtet. Ausführlichere Beobachtungen werden aber erst im 16. Jahrhundert (vgl. Frigessi- Castelnuovo/Risso 1986) über die schweizerischen Soldaten gemacht. Ihr Leiden wird auf ein Leben entfernt von der Heimat zurückgeführt. Ein Leiden, das immer dasselbe "Krankheitsbild"(als Folge der Entwurzelung) zeigt und das bis zum Migranten der heutigen Zeit wiederzufinden ist. Eine Krankheit, die nur mit der Rückkehr nach Hause heilbar war und die oft zum Tode führte. Anzeichen für die Krankheit nach Johannes Hofer aus Mühlhausen (1688) sind: Appetitmangel, Reizbarkeit, Fieber und fortschreitender körperlicher Verfall, der bis zum Tod führen kann.

Eine ganze Reihe von Erkrankungen, vor allem psychosomatischer Art sind offensichtlich die Folge der besonderen soziokulturellen Situation, in der sich die ausländischen Familien befinden. Diese Situation ist besonders gekennzeichnet durch Diskontinuität im Familienleben, ständig wechselnde Konstellation der Zusammenlebenden, durch ständige Veränderungen der Zukunftsperspektiven, durch die allgemeine unsichere Lebenssituation, die durch zunehmend restriktive Ausländererlasse und -verordnungen bedingt ist.
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Case I:
Während meine Praktikumstätigkeit (1996-98) in Ausländerwohnheim St. Christoph und die Hospitation beim  Psychosoziale Beratungsstelle von Caritas Freiburg, kam ich in Kontakt mit Familien aus der Türkei (kurdische Flüchtlinge), Kosovo-Albaner und italienische Migranten die von Hodschas und andere Magicoreligiöse Heilern behandelt wurden. Ein Hodscha ist eine religiöse, weltliche und heilkundliche Koranlehrer. Neben Scharlatanen existieren hilfreiche weise ältere Personen. Diese Hodschas sind sowohl von den kurdische Flüchtlinge aus der Türkei als auch von den muslimischen Kosovo-Albanern und Mazedoniern ausgesucht worden. Sie erteilten magische Hilfen, lasen aus dem Koran, Tee mit einem Gebet, Orakelrituale und Amuletten genannt „muska“. Hodschas werden vornehmlich von Patienten mit traditionell religiöser Orientierung und ländlicher Abstammung aufgesucht. In Freiburg werden die Hodschas aufgesucht bzw. geholt vor allem wegen chronischer Beschwerden (Schmerzen), neurologisch-psychiatrischen Beschwerden, Kinderlosigkeit und psychischen Störungen.

Die Frauen in den Flüchtlingsheim St. Christoph äußerten, abhängig von Bildungsniveau und sozialen Kontakten, traditionelle Vorstellungen. Sie verstanden Krankheit als von außen in den Körper eingedrungen und dem Warm-Kalt-Schema[7] entsprechend durch Abkühlung oder Erhitzung der Körpersäfte zu behandeln. Sie konnten sich keine Vorstellung von Erregern wie „Bakterien, Viren und Pilze“(die mittels Hygienemaßnahmen unschädlich gemacht werden können)  machen. Bei einem Fall hat ein Baby von eine albanische Familie in der Nacht Apnoe gehabt. Das Kind wurde in der Universität Kinderklinik gebracht, erst als der Freiburger Hodscha nicht helfen konnte. Er hatte „Suren aus dem Koran gelesen, das Kind und die spezifische Stellen im Koran geküßt und gebetet. Diese Zeremonie wurde im Beisein der anderen befreundeten Kosovo-Albanern geführt worden. Dennoch meinten die Eltern und Großeltern des Kindes, daß sie weiterhin sowohl der Hodscha als auch der Arzt konsultieren wurden, denn der Arzt konnte mit Medikamente die Organbeschwerden beheben, und der Hodscha die spirituelle und magische Beschwerden heilen mit Amuletten, Gebete usw. In der Wahrnehmung  des Personals der modernen Gesundheitsversorgung erscheint ein solches Verhalten der Fremden als „kulturelle Barriere“. 
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Case II:
„Gibt es Hexen in Deutschland?[8]“ fragte Archana Tamang, ein 26jährige Nepalesin aus Dharan bei eine nepalesische Zusammentreffen in der Pochgasse 31 in Freiburg. Es war eine interessante Frage. Ich dachte über die symbolische Verbrennung von Hexen während der Fasnetzeit in den allemanischen Gegenden und auch über die Exorzisten Gerichtsverfahren und sagte,“ Ja, es gibt Hexen in Deutschland“.

„Seitdem ich nach Deutschland gekommen bin, bin ich von eine boksi (Hexe) gebissen worden. Ich habe auch Alpträume, wenn ein boksi mich beißt“. Der nepalesische Begriff dafür ist „aithan-paryo“. In Nepal gibt es weibliche boksis und männliche boksas. Wenn man schläft, hat man ein schweres Gefühl im Brustbereich und diese schwere wird immer schlimmer, als ob jemand Gewichte auf der Brust legen wurde. Das Atmen wird schwerer und schwierig, man schwitzt und schnappt nach Luft und plötzlich wacht man auf und findet man sich durchnäßt mit Schweiß. Was man hier erlebt hat wird in Nepal als eine Attacke von „aithan“ bezeichnet.

Archana sagte,“ Wenn ich eine Attacke bekomme von eine Hexe, habe ich rote Ausschläge, wo die Hexe mich gebissen hat. Nach ein paar Stunden nimmt es eine blaue Farbe an“.

Ich fragte Archana ob sie solche Bisse hatte auch als sie in Nepal war.

„Selbstverständlich!“, sagte sie, “I hatte so was häufig  in Dharan und Katmandu.“ Ich fragte weiter wie die Bißstellen aussahen: Ob sie zum Beispiel aussahen wie Insektenstiche. Ich dachte an Dharans fast subtropische Klima, die Lust verpestet mit tropische Insekten wie Anopheles Moskitos.

„Es sieht aus wie ein Biß,“ antwortete sie, als ob sie irritiert wäre und als ob sie meine Gedanken lesen konnte und fügte hinzu,“ aber hier in Deutschland muß man nach Insekten suchen, weil alles so sauber und steril ist. Es scheint schwierig zu sein Insekten überhaupt in den Wohnungen zu finden, weil man in den städtischen Gegenden bei der kleinste Verdacht Insektizide und Pestizide überall besprüht“.     

Sie hatte recht. In Nepal brauchte man nur zu der Tarai (Flachland) oder zu Chitwan gehen und man konnte Tigern, Leoparden, Wild Elefanten und Nashörner sehen und es war ein Paradies für Entomologen.

Die andere Gäste in der Pochgasse 31 waren ein Deutsch-Nepali Ärztepaar. Sie hatten sich während ihres Studiums kennengelernt und hatten nach hinduistischen Riten geheiratet. Ich übersetzte was Archana erzählte, weil der Deutscher Arzt namens Stefan H. nicht so gut Nepali verstehen konnte, und fragte ihm was er darüber denken wurde. Er war der Meinung, daß es eine psycho-somatische Phänomen sein konnte, weil Archana neu in Deutschland war, hatte keine Freunde, lebte mit ihrem Mann allein in eine seltsame Umgebung mit andere Sitten und Gebräuche. Sie war Unglücklich, weil sie die deutsche Sprache nicht konnte, und nicht mal mit einfachen Deutschen in der Stadt Kulmbach (Bayern), wo sie lebte, kommunizieren.

In Nepal wären Archanas Probleme mit den boksi-Biße überhaupt keine Thema, weil jedes Dorf seinen eigenen Schamanen hat, der die psychosomatische und religiöse Krankheiten kurieren kann, indem er die Probleme durch Mantras, Seance, Kräutermedizin oder in moderne Zeiten, durch die kompetente Gebrauch von moderne Pharmaka.

Es muß erwähnt werden, daß in den 80,000 Bergdörfer Nepals leben mindestens 40,000 Schamanen und traditionelle Heiler, denen die nepalesische Gesundheitsbehörden teilweise die Grundlagen der moderne Behandlungsmethoden beigebracht haben. Seitdem 1950 als die erste Touristen aus den Westen nach Nepal kamen, haben sich die Schamanen einige Fortschritte vorzuweisen. Früher dürften die Schamanen sich nicht bereichern wegen der Schamanistische Gelübde und Ethos. Die Zeiten haben sich geändert. Heute segnet der nepalesische Schamane eine lebensrettende Elektrolytlösung für die Behandlung von Diarrohea (Durchfall) und macht sich nützlich indem er ritualisiertes Anti-Baby Pillen für eine kleine Kommission verkauft. Damit hilft er die Familienplanung Anstrengungen  der Regierung. Die nepalesische Regierung hat den Schamanen einen offiziellen Status gegeben und zusätzlich einen Titel: Practitioner of Traditional Medicine verliehen, mit der Bedingung, daß sie an die medizinischen und hygienisch Ausgerichteten Kurse teilnehmen.

Der Dorfschamane wird wichtiger und sammelt neue Methoden in der Heilbranche(-kunst) im Himalaya Königreich. Was hier geleistet wird ist die nützliche Kombination von traditionelle und moderne Medizin.

„Sogar mein Mann hat bisse auf seinem Arm“, sagte Archana weiter. Ihr Mann, ein Nahrungsmittel Technologie, bejahte indem er sein Kopf mindestens viermal bewegte.

„Ich habe ein Onkel in Nepal der zuerst Schamanen in seinem Traum sah,“ sagte Archana. Sie sagte, daß der alte, erfahrene Schamane von seinem Dorf war gestorben. Ihr Onkel hatte häufig den Schamane in seine Träume gesehen aber er dachte nichts weiteres darüber. Aber die Träume wurden häufiger. Jedesmal, wenn es eine schamanistische Seance in dem Dorf gab, ihr Onkel fing an zu Zittern und Schütteln, wie ein Blatt in der Wind, in einer Trancezustand. Die Trommeln der Schamane verursachte seine Schütteln.

Nach einer gewisse Zeit tauchte der Schamane wieder in seine Träume auf. Er sagte, daß der verstorbene Schamane ihm gezeigt hatte, wo er seine Schamans Requisiten versteckt hatte: der dhangro (Trommel) und gajo (Stab) befanden sich hinter einem Gebüsch, das Kopfschmuck mit den Federn von einem Porcupine in eine andere Stelle, und neben a großem Stein am Fluß waren die rudrakscha malas (Gebetskranz) und der Gurt mit Glocken. Daneben war auch das Messing bumba (Krug) und seine thumri (rituelle Holzmesser).

Das war ein Zeichen für Archanas Onkel ein Schamane zu werden, und der Junge Mann nach dem Laien Ätiologie fragte zuerst seine Eltern und Nachbarn nach deren Rat und sie alle dachten er sollte ein Schamane werden. So geschah es und er sammelte den toten Schamans rituelle Objekte und wurde Selbst eine Schamane.
 
Ich sagte, daß ich ein Buch gelesen hatte, von einem Amerikaner namens Larry Peters, der eine wissenschaftliche Arbeit über Schamanismus in Tin Chuli außerhalb von Katmandutal schrieb. Larry Peters arbeitete als Assistent Jhakri (Schamane) und trommelte auf seinem dhangro aber sagte zugleich, daß er an die Welt der Geister von seinem Lehrer Schamane (namens Bhirendra) gar nicht glaubte. Er verweigerte an einem de riguer Initiationsritus teilzunehmen. Es ist zwar traurig, daß als Larry Peters und seinem kleinen Sohn ernsthaft erkrankten, bevorzugen sie es liebe zum Missionsspital zu gehen und sich dort behandeln zu lassen—anstatt von dem Dorfschamanen. Peters Sohn starb im Krankenhaus. Bhirendra wollte danach mit dem Amerikaner nicht reden, weil es ein Vertrauensbruch gegeben hat zwischen denen.

Die Frage ist: wäre der Sohn am Leben, wenn Larry Peters es zugelassen hätte den Schamanen Bhirendra die Behandlung zu übernehmen? Vielleicht sollte der moderne Arzt auch lernen seine Patienten zu einem Schamane zu schicken, wenn er mit bestimmten Symptomen bzw. Krankheiten nicht fertig wird. Der Schamane wird die Krankheitsursache vertreiben, nämlich eine unsichtbare Macht der in der sichtbare Welt aktiv wird und verursacht Leiden und Krankheit. Denn der Schamane vermittelt zwischen der unsichtbare und irdische Sphäre und zwingt die böse Mächte die Menschen befallen, ihre Identität Preis zu geben, fragt er was sie wollen und vertreibt sie aus der somatische Umwelt der Menschen die sie in Besitz genommen habe. Dies ist traditionelle Heilung durch eine Rituale.

Als ich Archana fragte über ihrem Leben in eine Deutsche Kleinstadt antwortete sie „manparey-na!“ Was, soviel bedeutet wie „Mir gefällt es nicht“. Sie hatte offensichtlich Sehnsucht nach den Berge von Dharan in Ostnepal und die heilige schneebedeckte Himalaya. Sie machte sich Sorgen über ihre zwei Kinder die noch bei den Großeltern in der kleine Himalaya Königreich waren. Die Trennung von der Heimat und Familie fand sie unerträglich. Am Anfang hat sie gedacht, daß die deutschen Ärzte sich nicht mit boksa-boksi auskennen, daher suchte sie die Ärzte nicht aus und war. Nach diesem Gespräch denke sie über die Sache anders.

Mittlerweile hat Archana eine moderne Deutsche Ärztin besucht und hat Allergie und diverse Bluttests machen lassen aber ihre boksi-Biße werden geheilt, erst wenn sie nach Nepal für immer kehrt Ende dieses Jahres und vor allem, wenn sie ihre Dorfschamane besucht.

Wenn ein Mensch aus einer Kultur wie Nepals kommt und in einer anderen Kultur wie Deutschlands erkrankt, macht er oder sie, und der behandelnde Arzt, zusätzlich irritierende Erfahrungen. Die Erfahrung der Erkrankung und der Heilprozeß ist kulturell vorstrukturiert. Kulturen und ihre Symbolsysteme unterscheiden sich. Doch im Fall von Archana Chettri die aus einer Fremde Kultur kommt, ist der Erfahrungsprozeß einheitlich und heilend nur solange die Kultur intakt ist. In Deutschland war es nicht der Fall.   
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Case III:

Ein 21jähriger Mann Namens Dil Bahadur Magar von den Magar Bergstamm Nepals kam wegen Schmerzen und „nicht verstanden Werdens“ zu der Beratungsstelle in St. Christoph, Freiburg. Er hatte schon eine Reihe von Ärzte besucht seitdem er in Deutschland war und wollte körperschonende alternative Methoden wie Homöopathie versuchen. Er hatte Geld geborgt von eine Guthi für die Reise nach Deutschland und kam über Moskau nach Frankfurt. Er hat die Umwelt und Lebensumstände in Deutschland als Krankheitsverursachend empfunden. Dil Bahadur mußte körperlich schwerer und unqualifizierter Arbeit annehmen, was ihm schwer fiel und wurde ernsthaft Krank. Die sozialen und beruflichen Lage in Deutschland wurde von ihm zusammengebracht, vor allem mit seinem niedrigen sozial Status als ausländische Asylbewerber verbundenen vielfältigen Benachteiligungen und Belastungen, Unsicherheiten und Ängste.
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Case IV:
Sudha Chettri, 12 Jahre alt, hatte Tollwut[9] und der moderne Nepali Arzt, der diese Diagnose stellte in einem Dorf in Ilam (Nepal), sagte zu ihren Eltern, daß er nichts für die Patientin tun konnte. Das dünnes Mädchen kroch im Bett, wie eine eingeengte Katze. Sudha schrie immer wieder so laut, daß man eine Gänsehaut davon bekam. Ihr Mund war bedeckt mit einem braunen Schaum.

Der Vater des Kindes war schockiert von der Diagnose: Tollwut – Hydrophobie. Seine zierliche Frau Maya Devi sagte, “Es muß doch möglich sein für unsere Tochter etwas zu tun. Ein Hundebiß kann doch nicht so schlimm sein“.

Aber Sudha war am Sterben und nicht mal die moderne Medizin mit all seine Arsenal von Antibiotika, Sufadrogen, Interferonen, Zovirax u.s.w. konnte das Nepali Mädchen heilen. Da Maya Devi eine interethnische Ehe eingegangen hatte, und eigentlich eine Tamangfrau war, entschied sie sich einen Jhakri rufen zu lassen, obwohl ihr Mann nichts von traditionelle Heiler wie Dhami, Jhakri, Bijuwa, Lama, Bongthing etc. hielt. Er verpönte deren „phuk-phak-Methoden“, wie er sie nannte, was soviel wie „blasen-und-wegschmeisen“ bedeutete. Maya Devi ihrerseits hielt nicht viel von moderne Medizin und bevorzugte den traditionellen Heilern, die sie durch ihre Eltern und Großeltern kannte, weil sie auf den Füßen der Himalaya lebten, wo ein Schamane zufrieden war mit einem Dutzend Eier oder eine kleine Ziege als Anzahlung für die aufwendige rituelle Behandlung. Der Arzt verlangte bares Geld, was eine Seltenheit war in den Bergen.

Sudha wurde von dem Jhakri und ein andere Dhami behandelt und starb an dem selben Nacht.

Die Jahrhunderte Tradition der dhami-jhakri, des durch Beschwörung der Geister beeinflußbaren Schicksals, ist in Nepal erhalten geblieben, die immerhin den Leidenden ein Kommunikationsmuster über die Natur des Übels bietet. In Sudhas Fall, waren die traditionelle Heiler an den Grenze ihres Könnens gestoßen. Es wäre nicht so weit gekommen, wenn die Eltern des Mädchens aufgeklärt wären über die Infektionsgefahr durch die Viren. Dieses Beispiel zeigt wie dringen wichtig es ist, die Bevölkerung Nepals präventiv aufzuklären über Hygiene, Krankheiten und Krankheitsvorstellungen auch von der westlichen, modernen Sicht, damit sie eine Gesunde „Sowohl-als-auch“Haltung entwickeln, je nachdem ob die Krankheiten psychosomatisch oder somatisch therapierbar sind.
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Aus soziologischer Sicht werden die magischen Handlungen eine sehr zentrale und positive Rolle zugeteilt. Die Schamanismus hilft nach ihren Beobachtungen nicht nur, die Gruppenidentität zu stärken, indem ein gemeinsamer Feind bezeichnet wird, sondern erlaubt auch, das Böse und Unsichtbare zu erkennen, zu konkretisieren und durch geeignete Formen die eigene Umwelt und Mitwelt zu kontrollieren und zu beeinflussen. Außerdem erlaubt die Schamanismus auch, schwierige körperliche Triebansprüche auf sozial legalisierte Weise zu befriedigen, ohne dadurch als abweichend oder krank bezeichnet zu werden.
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Ursprünglich hatte ein einzelnes ausländisches Familienmitglied das Land und die Familie verlassen, um und durch Arbeit in der Fremde für ein zukünftiges Zusammenleben der ganzen Familie unter akzeptablen wirtschaftlichen Bedingungen zu sorgen. Der Preis was hoch: die vorübergehende Trennung der Familie über Grenzen hinweg. Dies wurde auch deutlich im Beispiel von Dil Bahadur Magar, der aus Nepal nach Deutschland kam. Bei den Migranten aus der Türkei und EU-Länder hält dieser 'vorübergehende' Zustand für viele Familien nun schon fast zwanzig Jahre an, so daß, selbst wenn die ökonomischen Ziele (ein Haus zu bauen) erreicht werden könnten, das Ideal der 'ganzen Familie' kaum jemals erreicht werden kann.

Transkulturelle Untersuchungen sind der Frage nachgegangen, wie sich das Krankheitserleben und –verhalten beim Wechsel aus einem kulturellen System in ein anderes verändert. Transkulturelle Studien zeigen, daß Menschen sich unterscheiden:
1.      in ihrer Erfahrung von Schmerz
2.      was sie als Krankheitssymptom bezeichnen
3.      wie sie über Schmerzen und Symptome kommunizieren
4.      in ihren Annahmen über die Ursachen ihrer Erkrankung
5.      in ihren Erwartungen gegenüber Heilern (Ärzten und Therapeuten)
6.      welche Art der Behandlung sie erwarten oder wünschen (McGoldrick 1982, S.6) 

Heilung durch den Schaman:
In der Regel können die Anhänger der Shamanismus sehr gut in sämtliche Lebensbereichen das Kausalprinzip und das logische Denken genauso wie vergleichbare Personen ihrer Schicht erkennen und damit umgehen. Ihre Haltung ist, wie in der Koexistenz von Schamanismus und Religion, eine "Sowohl-als-auch-Haltung"[10].

Viele Leute neigen dazu religiöse Phänomen nicht als solche hinzunehmen, sondern sie als lediglich an das soziale Umfeld gebunden anzusehen. Zum Beispiel versucht Miller[11] auch mit religionssoziologischen Argumentationen eine Erklärung zu finden. Er geht so weit, daß er am Beispiel die Tripura-Sundari die dort stattfindende Blutopfer wie folgt zu deuten versucht:

Miller proposes the exclusivity of the Mother Goddess Tripura-Sundari is somehow connected with the relationship that exists between mother and son in the Nepalese family, where ethnic groups follow a patrilineal pattern of marriage, as is the case the middle-hill region around Dolakha. In such a pattern (as Miller has observed it), the new wife comes into the family of her husband as an outsider, with no alliance. She finds that her husband’s strongest bond is with his mother.

The new wife will develop the same kind of bond when she herself becomes the mother of a son, for it is only then that she will have another person in the family bound to her by a natural relationship of blood. From this relationship she acquires status in the family. The lack of wife-husband intimacy is filled by the mother-son bond. Hier kann man von eine Mutter-Sohn Koalition reden, da es gegen die Frau-Schwiegertochter gerichtet ist. The strength of the relationship is put to test when the son grows up and it is time for the process to be repeated and another outsider brought into the family as his bride, necessary for the family’s continuance but threatening to the mother-son bond. Die Braut wird nötig für die Reproduktion und zugleich eine Bedrohung für die Mutter.

The Thamis and Newars of Dolakha both regard the Mother Goddess Tripura-Sundari not primarily as a tender nurturing mother but as a demanding, restrictive one. This is what many of them, as sons and husbands, have experienced motherhood to be in their own families, especially in those days after marriage, when a mother asserts in the face of rivalry that her relationship to her son is primary. 

Durch die praktizierte Exogamie und Patrilokalität bliebe die Ehefrau immer eine Fremde im Familienverband. Da sie deswegen sonst keine menschlichen Beziehungen aufbauen könnte, wäre die Mutter-Sohn-Beziehung sehr eng. Noch besitzergreifender erführe der Sohn die Liebe seiner Mutter im Lösungsprozeß des Erwachsen-Werdens und in bezug auf die Eifersucht der Mutter gegenüber seiner Frau.

Die Welt der Götter sei den wirklichen sozialen Umständen lediglich nachgestaltet. So stellten die Muttergottheit und ihre Blutforderungen die Kompensation der unbewußten Ängste des Sohnes vor der Mutter dar, die ihm – als Extremform des kaptativen Verhaltens – am liebsten verschlingen würde. Hier fragt man sich ob Miller damit das Wesen des Kultes erfaßt hat.

Allein in 1980 sind mehr als 1000 traditionelle Heiler (Dhamis-Jhakris) trainiert worden von Dr. Badri Raj Pande und seine Mitarbeitern in Nepal unter eine Familienplanungs- und MCP[12] Projekt. Da es in Nepal sehr viele traditionelle Heiler gibt als Ärzte und paramedizinische Personal, sind sie eine wichtige Ressource für die Familienplanung- und Gesundheitsbemühungen in Nepal. Nach diese Studie ist deutlich geworden, daß die traditionelle Heiler kulturell eine wichtige Rolle spielen, und sie haben schön eine funktionierende Netzwerk. Sie kosten auch nicht soviel wie die Ärzte und sind bereit ihre Patienten meilenweit aufzusuchen und sie zu behandeln. Eine gut entwickelte Strategie konnte Millionen von Nepalesen erreichen durch medizinische-trainierte traditionelle Heilern. Die meisten Dhamis-und-Jhakris haben gezeigt, daß sie nicht nur bereit waren (und sind) über Gesundheit, Bevölkerung, Familienplanung und Grundwissen über Gesundheit zu lernen, sondern sie waren auch bereit ihre erworbene Wissen an ihre Gemeinden und Dörfern weiterzugeben.

Während die Ärzte sich mit Pilze, Bakterien und Viren beschäftigen, suchen die Dhamis-und-Jhakris nach Geister, Götter, Hexen und andere unsichtbare Mächtige Wesen. Die Bevölkerung ihrerseits Glauben an den Dhamis-und-Jhakris, trotz der Gefahr der Ettikettierung, daß es anachronistisch und abergläubisch sein mag. Die nepalesische Regierung hat festgestellt, daß obwohl die Health Posts (Gesundheitsposten) errichtet worden sind, bevorzugten die Dorfbewohner Nepals den rituelle schamanistischen Behandlungen.

Als Hauptargument für dieses Projekt gilt der starke Glaube von den ländlichen Nepalesen an den Dhamis-und-Jhakris, und diese Glaube sollte als Ressource benutzt werden. Die traditionelle Heiler sollten als wichtige Alliierte gewonnen werden, denn sowohl die Schulmedizin als auch die traditionelle Medizin handeln zum Wohl des Patienten. Dieses Ziel wurde formuliert von der Regierung und die Schamanen wurden mit Respekt behandelt, um deren Hilfe gebeten und vor allem um deren Teilnahme in Workshops bzw. Trainingsprojekte empfohlen und unterstützt. Diese Workshops bzw. Trainingsprojekte fanden in Kanchanpur, Chandani Municipalität, Mahendranagar, Syangja und Ilam statt. Es wurde den traditionelle Heilern erklärt, daß das Projekt keinerlei Interesse hatte ihre Glaube oder Behandlungsmethoden zu beeinflussen. Die Teilnehmern haben gelernt wie sie die Bevölkerung motivieren können Familienplanung und andere Gesundheitsfördernde Maßnahmen und Verhaltensweisen zu entwickeln.

Die traditionelle Heiler Nepals erwähnen nicht nur von Geister, Dämonen, Hexen und Götter verursachte Krankheiten, sondern auch Krankheiten die in Konformität sind mit epidemiologische Untersuchungenergebnissen. Die übliche Krankheiten die von den traditionelle Heilern erwähnt werden sind: Diarrhöe, Dysenterie, Husten, Pneumonie, Herzbeschwerden, abdominale Schmerzen, Gelenkschmerzen, und andere wenig spezifische Beschwerden  wie Kopfschmerzen, Körperschmerzen, Schwindelgefühl etc. Andere häufig erwähnte Krankheiten sind: Erbrechen, Wurm (Infektion), „Scabies“, Pickel und verschiedene dermatologische Probleme, Tuberkulose, Urinprobleme und menstruelle Abweichungen bzw. Anormalitäten.

Die traditionelle Heiler erwähnen am wenigsten über  Masern, Typhus, verschiedene Unfälle, falsche Ernährung (Malnutrition), Nasenblütungen und Blutungen in Zusammenhang mit Schwangerschaft. Manche Heiler erwähnen über komplizierte Krankheiten wie Herzkrankheiten, neurologische Probleme und Geschlechtskrankheiten. Obwohl es schwierig war, über die Fähigkeit der einzelnen Schamanen die Krankheiten zu diagnostizieren, dennoch hatten sie alle eine gute und funktionelle Wissen über ländliche Gesundheitsprobleme.     

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                                                    About the Author:
                                             
Satis Shroff is a prolific writer and teaches Creative Writing at the Albert Ludwig University of Freiburg. He is a lecturer, poet and writer and the published author of three books on www.Lulu.com/satisle: Im Schatten des Himalaya (book of poems in German), Through Nepalese Eyes (travelogue), Katmandu, Katmandu (poetry and prose anthology by Nepalese authors, edited by Satis Shroff). His lyrical works have been published in literary poetry sites: Slow Trains, International Zeitschrift, World Poetry Society (WPS), New Writing North, Muses Review, The Megaphone, Pen Himalaya, Interpoetry. He is a member of “Writers of Peace”, poets, essayists, novelists (PEN), World Poetry Society (WPS) and The Asian Writer. He is based in Freiburg (poems, fiction, non-fiction) and also writes on ecological, ethno-medical, culture-ethnological themes and lectures at the University of Freiburg. He has studied Zoology and Botany  in Nepal, Medicine and Social Sciences in Germany and Creative Writing in Freiburg and the United Kingdom. He describes himself as a mediator between western and eastern cultures and sees his future as a writer and poet. Since literature is one of the most important means of cross-cultural learning, he is dedicated to promoting and creating awareness for Creative Writing and transcultural togetherness in his writings, and in preserving an attitude of Miteinander in this world. He lectures in Basle (Switzerland) and in Germany at the Akademie für medizinische Berufe (University Klinikum Freiburg) and the Zentrum für Schlüsselqualifikationen (University of Freiburg where he is a Lehrbeauftragter for Creative Writing). Satis Shroff was awarded the German Academic Exchange Prize (DAAD) and recently the Culture prize of Green City Freiburg for his social engagement for the refugees and asylum seekers.


[1] Dhami-Jhakritum: In Nepal ist es üblich in der Umgangsprache über traditionelle Heiler als „Dhami-Jhakri“ zu sprechen. Man hört auch „phuk-phak garnu“ um rituelle Behandlung zu bezeichnen.
[2] Gunnar, Myrdal: Asian Drama – An Inquiry into the Poverty of Nations, Pelican Books Middlesin 1968
[3] Böker, Heinz: Ethnopsychiatrische Beobachtungen in einem psychiatrischen Krankenhaus im Katmandutal (Nepal) In: Curare Berlin Vol. 13(1990) S. 225-240 
[4] Shrestha, N.M.: A Prospective Analysis of 300 Cases attending Mental Hospital out-patient Clinic. Proceedings of „National Health Planning Workshop“, Katmandu Mental Hospital 1987
[5] Rai, Gyan: Of absent doctors and nursing staff: Time to enforce the new rules, In: The Rising Nepal 28.4.1997.
[6] Desjarlais, Robert R.: Body and Emotion (The Aesthetics of Illness and Healing in the Nepal Himalayas), Motilal Banarsidass Publishers Delhi 1994 S.
[7] Warm-Kalt-Schema: gibt es auch in Nepal z.B. bei den Tamangs und andere Völker.Den Tamangs sind etwa 40 Krankheiten bekannt, deren häufigste karo und sardi heißen. Beide Krankheiten unterscheiden sich grundsätzlich: in der Ursache Kälte- oder Wärmeeinwirkung.
[8] Shroff, Satish: Which Witch in Germany? In: Himal Katmandu, Nov/Dec 1989 S.34-35
[9] Shroff, Satish: Fatal Decision In: The Fryburger, Freiburg 1/1994 S. 15-16.
[10] Bock, Teresa: Sozialarbeit mit ausländischen  Familien, Lambertus Verlag Freiburg 1994 S.13.
[11] Miller, Casper J.: Faith Healers in the Himalayas,Book Faith India Delhi 1997 S. 103-104
[12] Nepal Family Planning (NFP) & Maternal Child Health Project (CHP). Dieses Projekt wurde sogar bei den Tharu Heilern in Dhangadi in1978 gestartet.. 

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